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Die Meditationspraxis ist kein Rückzug vom Leben

Viele Menschen stellen sich einen Mönch in einer abgeschiedenen Höhle hoch in den Bergen vor, wenn sie an Meditation denken. Doch in Wirklichkeit können wir die Meditation jederzeit in unserem Alltagsleben praktizieren.



Meditation zu praktizieren bedeutet, im Leben gegenwärtig zu sein. Aber das Leben besteht zu einem Großteil nicht aus großartigen, übersinnlichen oder mystischen Erfahrungen. Das Leben findet sich gerade in den einfachen, ganz normalen Dingen, die uns umgeben. Leben bedeutet Gehen, Stehen, Liegen, Sitzen, Arbeiten, Schlafen, Ausruhen… Leben bedeutet Kommunizieren, Lieben und Teilen. Das Leben beinhaltet Trauer und Freude, Glück und Leid. Leben bedeutet Sein und Nicht-sein, Bekommen und Verlieren. Das Leben besteht aus dem Gegenüber von zwei Seiten, zwei Gesichtern einer Wirklichkeit.


Es scheint so, als ob die zwei Seiten des Lebens Gegensätze bilden, aber wenn wir wirklich präsent sein können in beiden Seiten des Lebens, wenn wir sie weder festhalten noch wegzuschieben versuchen, dann werden wir die wahre Natur der Dinge erkennen können. Dann können wir die erleuchtenden Lektionen lernen, die das Leben uns in jedem Moment zu bieten hat.


Wenn wir die Dinge weder festzuhalten noch wegzuschieben versuchen, dann fließen wir mit dem Strom des Lebens. Wir werden nicht mehr in den drei vergiftenden Geisteszuständen gefangen genommen. Diese drei vergiftenden Geisteszustände sind Gier, Hass und Verblendung. Wenn wir alle gegenwärtigen Phänomene bewusst anschauen, dann erlangen wir klare Einsicht. Diese Einsicht kann die Energie der Gier und der Verblendung transformieren. Wenn Gier in unserem Geist aufkommt, dann haben wir die Tendenz, dies leugnen zu wollen. Wenn wir die Dinge nicht länger festhalten und auch nicht vermeiden, dann werden wir die Geisteszustände der Gier und des Hasses transformieren können. Wenn die Energien der Gier, des Hasses und der Verblendung schrumpfen, dann werden unser Mitgefühl und unsere Weisheit wachsen. Menschen, die viel Mitgefühl und Weisheit haben, sind mit Sicherheit glücklich.


Wenn wir zum gegenwärtigen Moment zurückkehren und die Dinge, die gerade passieren, bewusst wahrnehmen, dann praktizieren wir in diesem Moment Meditation.

Eine schwierige Meditation ist keine echte Meditation.

Sei achtsam beim Stehen und Gehen,

Halte nichts fest und schiebe nichts weg!

So brauchst du vor nichts mehr zu fliehen.


Auszug aus: Thay Phap Nhat: Da sein, Erkennen, Lieben.

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